- Marcel
- Marcel[mar'sɛl],1) Étienne, Vorsteher der Kaufmannschaft von Paris, * um 1316, ✝ (erschlagen) Paris 31. 7. 1358; versuchte vergeblich, die französische Königsmacht durch Mitregierung der Stände einzuschränken. Um Paris gegen die Angriffe des Dauphin, des späteren Königs Karl V., behaupten zu können, trat er mit der Jacquerie und Karl dem Bösen von Navarra in Verbindung. Bei einem Volksauflauf wurde er von einem Parteigänger des Dauphin erschlagen.2) Gabriel, französischer Philosoph und Dramatiker, * Paris 7. 12. 1889, ✝ ebenda 8. 10. 1973; ab 1922 im Verlagswesen, 1929 Konversion vom Judentum zum Katholizismus; 1939/40 Professor in Paris, 1941 in Montpellier; erhielt 1964 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Hauptvertreter einer christlichen Existenzphilosophie. Weil er seine Philosophie nicht als ein System verstand, nannte er sich einen »Neosokratiker«. Zentrale Tatsache seines metaphysischen Denkens ist die Leibgebundenheit des menschlichen Bewusstseins, die aus jedem Bezug zur Welt eine persönliche Erfahrung macht, der die Grunderfahrung einer »zerbrochenen Welt« gegenübersteht, die v. a. durch Entfremdung und Isolation gekennzeichnet ist (so in einem seiner Theaterstücke: »Le monde cassé«, 1933; deutsch »Die zerbrochene Welt«). Die Ursache hierfür sieht Marcel im vergegenständlichenden Denken der Neuzeit, im Absolutsetzen autonomer Subjektivität, im Haben- und Verfügenwollen, die den Menschen des Bezuges zum Anderen berauben (z. B. in dem philosophischen Werk »Être et avoir«, 1935; deutsch »Sein und Haben«). Dementgegen sucht Marcel in seiner »konkreten Ontologie« den Bezug zur Wahrheit, zum Sein wiederherzustellen. Im Überschreiten des gegenständlichen Bewusstseins wird das Sein als Mysterium offenbar, an dem der Mensch wesentlich teilhat. Diese »Teilhabe« am Sein realisiert sich in der Teilhabe am personalen Du des Mitmenschen (Dialog) und im Glauben an Gott als das »absolute Du«.Weitere Werke: Journal métaphysique (1927; deutsch Metaphysisches Tagebuch); »Homo viator«. Prolégomènes à une métaphysique de l'espérance (1944; deutsch »Homo viator«. Philosophie der Hoffnung); Les hommes contre l'humain (1951; deutsch Die Erniedrigung des Menschen); Le mystère de l'être (1951; deutsch Geheimnis des Seins); L'homme problématique (1955; deutsch Der Mensch als Problem); The existential background of human dignity (1963; deutsch Die Menschenwürde und ihr existentieller Grund).V. Berning: Das Wagnis der Treue. G. M.s Weg zu einer konkreten Philosophie des Schöpferischen (1973);
Universal-Lexikon. 2012.